Gab es einen originalen Leaper bei den Jaguar XJ-Modellen der Baureihen XJ40, X300, X308 und X350?

Gab es den Leaper auf der Motorhaube für den Jaguar XJ eigentlich damals ab Werk als Sonderausstattung? Diese Frage erreicht mich immer wieder. Sie ist berechtigt, da man auf der Straße tatsächlich viele XJ-Modelle mit Leaper auf der Motorhaube antrifft – sei es bei der Serie I bis III, beim XJ40, X300, X308 oder X350.

So naheliegend die Frage ist, so einfach ist sie am Ende zu beantworten:

Nein, keines der vorgenannten XJ-Modelle wurde werksseitig mit dem Leaper ausgerüstet – weder serienmäßig noch als Sonderausstattung.

Die etwas ausführlichere Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet: Jaguar hatte den als „Leaping Jaguar“ bezeichneten, springenden Jaguar in den 1940er Jahren als Kühlerfigur eingeführt. (Die Bezeichnung Leaper rührt vom englischen Verb „to leap“ für springen.) Diese Kühlerfigur war so charakteristisch, dass sie schnell zu einem weltbekannten Markenzeichen wurde. Viele Jaguar-Modelle der späten 1940er und der 1950er Jahre wurden werksseitig mit dem Leaper ausgerüstet, wie zum Beispiel der nachfolgend abgebildete Mark I.

Aufgrund verschärfter Unfallschutzvorschriften führte Jaguar im Jahr 1959 eine drehbare Version des Leaper ein, die die modifizierten Zulassungsvorschriften erfüllte. Nichtsdestotrotz entschied sich Jaguar, die Ausstattung seiner Modelle mit dem Leaper im Laufe der 1960er Jahre einzustellen. Der Jaguar XJ, der im Jahr 1968 mit der Serie I debütierte, wurde also (für die Märkte außer Amerika) zu keinem Zeitpunkt werksseitig mit einem Leaper ausgerüstet, egal ob Serie I, II, III, XJ40, X300, etc.!

Wer noch daran zweifelt: Man kann die europäischen Jaguar-Prospekte und Preislisten aller XJ-Generation durchkämmen. Dabei wird man weder eine Abbildung irgendeines Fahrzeugs mit Leaper finden, noch eine Preislistenposition, die einen Leaper als Zusatzausstattung auch nur andeutet. (Zeitgenössische Jaguar-Prospekte findet man zum Beispiel übersichtlich nach Dekaden sortiert bei Jag-Lovers oder auch hier auf meiner Seite.)

Etwas anders verhält sich die Lage wie bereits angedeutet auf dem amerikanischen Markt: Die amerikanischen XJ-Modelle wurden von Jaguar noch lange Zeit mit Leaper ausgeliefert. Es handelte sich hierbei um eine regionale Marketingstrategie von Jaguar North America, die den Leaper für die XJ-Modelle in den USA offiziell verbauen ließen.

Ich durfte beispielsweise im April 2003 der Präsentation des Jaguar X350 auf der New York International Auto Show beiwohnen und habe für diesen Artikel nochmal ein Foto dieses Events herausgesucht. Auch hier zeigt sich, dass der X350 der Öffentlichkeit in den USA noch mit Leaper präsentiert wurde.

Diese Besonderheit zeigt sich bis heute im globalen Ersatzteilverzeichnis von Jaguar Classic Parts. Wer am Beispiel des Jaguar X308 die Version für die Canada/Mexico/USA öffnet, findet den „Leaping Jaguar“ als reguläres Ersatzteil in der Kategorie „Badges and Motifs“. Bei der X308-Version für den Rest der Welt hingegen ist der Leaper nicht als Ersatzteil zu finden!

Auf dem europäischen Markt sind hingegen Nachrüstlösungen sehr populär gewesen, die oftmals von hoher Wertigkeit waren und auf Wunsch auch durch Jaguar-Vertragspartner montiert wurden. Die Sichtweise, dass eine „echte“ Jaguar-Limousine auch einen Leaper auf der Motorhaube braucht, war im Jaguar-Kundenkreis noch über viele Jahre sehr präsent vertreten. Ein bekanntes Beispiel ist der Leaper des Jaguar-Veredlers Arden, den die Firma 1985 erfolgreich im Markt einführen konnte. Hier hat man sogar die Wahl zwischen der Chrom-Ausführung sowie einer schwarzen, goldenen oder in Wagenfarbe lackierten Version.

Praktisch wichtig ist noch folgender Hinweis: Wer in Deutschland einen Jaguar XJ europäischer Spezifikation mit Leaper bewegt, braucht für diesen rein formal entweder eine ABE oder eine Änderungsabnahme.

Zum Ende noch ein subjektives Statement: Persönlich würde ich den XJ ohne Leaper bevorzugen – zum einen favorisiere ich einen originalen, werksseitigen Zustand; zum anderen ist der Leaper nicht rückstandsfrei rückrüstbar, da er eine Bohrung in der Motorhaube erfordert. Auf dem Markt sind mir immer wieder auch Fahrzeuge mit Leaper aufgefallen, bei denen die Motorhaube an der nachträglichen Bohrung Roststellen aufweist.

Am Ende gilt hier aber derselbe Grundsatz wie bei vielen Geschmacksfragen rund um Autos: Über Geschmack lässt sich nicht streiten, und „richtig“ ist in diesen Fällen das, was gefällt!